Kuba nach Hurrikan Irma: Kann die geplante Urlaubsreise stattfinden?
Diese Frage stellen sich viele Besucher von Havanna-Original. Viele sind aufgrund der anstehenden Herbst- bzw. Weihnachtsferien um ihren lange ersehnten Jahresurlaub besorgt. Vorab meine persönliche Erfahrung.
Ein Flug ins Ungewisse
Ich selbst buchte Wochen vorher einen Flug, für Montag den 11. September, von München nach Holguín. Schließlich wollte ich für längere Zeit nach Guantánamo und den Osten Kubas näher kennenlernen. Die Anreise kurz nach dem Sturm erfolgte – bis auf einen kurzen Stromausfall am Flughafen – problemlos. Vor der Weiterfahrt nach Guantánamo graute es mir. Ich hatte eine dreistündige Fahrt in der Dunkelheit vor mir und echnete mit extremen Straßenverhältnissen. Schließlich wütete der Sturm die Tage davor mit extremen Windstärken und hohen Niederschlägen.
Die Fahrt zeigte, dass meine Besorgnis unbegründet war. Die Straße war frei und repariert. Nur an zwei Stellen der 180 km langen Strecke fehlte noch die abschließende Asphaltdecke. Hier hatten Wassermassen besonders schwere Schäden hinterlassen. Überrascht war ich nicht nur über die Straßenverhältnisse, selbst am Rand waren keine umgestürzten Bäume oder heruntergefallenen Äste mehr zu sehen. Hier wurde in den letzten Tagen gründlich aufgeräumt.
Wie sieht die Situation im restlichen Kuba aus? Wie stark sind die bei Touristen beliebten Ziele betroffen? Folgend findet ihr die aktuelle Situation.
Baracoa und Guantánamo
Baracoa und der östliche Teil der Provinz Guantánamo wurden bereits im letzten Jahr von Hurrikan Matthew verwüstet. Hurrikan Irma verursachte wieder hohe Sachschäden und abgedeckte Dächer. Zwei Wochen nach dem Wirbelsturm ist ein Besuch trotzdem möglich. Unterkünfte sind genug vorhanden. Ein Besuch des Humbold-Nationalparks und die anderen Touristenziele ist möglich. Meidet die Straße von Moa nach Baracoa und nutzt stattdessen die Verbindung über Guantánamo.
Im Gegensatz zu Baracoa kam die Provinzhauptstadt Guantánamo glimpflich davon. Zwar kam es auch hier zu starken Niederschlägen und Sturmböen, die Sachschäden halten sich aber in Grenzen. Guantánamo könnt ihr ohne Bedenken einen Besuch abstatten.
Santiago de Cuba und Granma
Beide Provinzen sind wenig von Hurrikan Irma betroffen. Ihr könnt hier unbeschwert euren Urlaub genießen.
Guardalavaca und Holguín
Obwohl der Sturm an der Nordküste wütete, ist die Region verhältnismäßig glimpflich davongekommen. Der internationale Flughafen ist in Betrieb. Die Hotelanlagen und der Strand in Guardalavaca sind im guten Zustand.
Cayo Coco, Cayo Guillermo und Cayo Santa Maria
Das Auge des Sturmes zog genau zwischen der Nordküste und den vorgelagerten Cayos entlang. Dementsprechend sind die Schäden groß. Der internationale Flughafen Jardines del Rey auf Cayo Coco wurde verwüstet und viele Hotelanlagen überflutet. Zudem beschädigten Flutwellen die über das Meer führenden Verbindungsstraßen stark und spülten ganze Fahrbahnteile davon.
Auch hier zeigte sich die gute Organisation im Katastrophenfall. Nur 72 Stunden nach der Zerstörung waren die Verbindungsstraßen notdürftig repariert und konnten wieder befahren werden.
Der Flughafen und 14 der 18 Hotelanlagen in Cayo Coco und Cayo Guillermo öffnen frisch renoviert zum 01.11.2017. Die restlichen vier öffnen zum 15.11.2017. Die anderen touristischen Einrichtungen öffnen zwischen dem 15. und 20. Oktober.
Die Einrichtungen und Hotels in Cayo Santa Maria folgen zum 15. November.
Bis dahin empfehle ich euch auf Guardalavaca oder Varadero auszuweichen.
Sancti Spíritus, Ciego de Ávila, Camagüey, Las Tunas,
An der Nordküste dieser vier Provinzen zog der Sturm direkt vorbei. In ländlichen Gebieten kam es zu hohen Schäden in der Landwirtschaft und zu vielen beschädigten Wohnhäusern. Stark betroffen ist auch das in Ciego de Ávila liegende Moron. In den Provinzhauptstädten räumte die Bevölkerung bereits auf und eine Besichtigung der historischen Stadtzentren steht nichts im Weg.
Trinidad
Das an der Südküste der Provinz Sancti Spíritus gelegene und bei Touristen beliebte Trinidad war nicht vom Sturm betroffen.
Villa Clara
Die Provinz Villa Clara verwüstete Hurrikan Irma besonders schwer, hier zog der Sturm an Land und fegte unter anderem über die Großstadt Santa Clara. Die Folge: Über 96000 Wohnungen sind beschädigt oder zerstört.
Trotz dieser schweren Schäden sind die Hauptstraßen frei und ein Besuch des Stadtzentrums von Santa Clara ist ohne weiteres möglich.
Cienfuegos
Zwar musste der Norden der Provinz ebenfalls stark unter Hurrikan Irma leiden, die französisch geprägte Provinzhauptstadt blieb aber von größeren Schäden verschont.
Varadero und Matanzas
Nachdem Irma die Provinz Villa Clara verwüstet hatte, zog der Sturm nordwärts Richtung Florida. Dabei zog das Auge des Sturmes direkt über Varadero, dass bei deutschen Urlaubern sehr beliebt ist.
In Varadero beschädigte der Sturm 5411 von insgesamt 20790 Hotelzimmern. Davon sind bisher schon über 1350 Zimmer saniert.
Von 52 Hotels sind 47 geöffnet. In diesen erfolgt die Reparatur neben dem normalen Betrieb.
Folgende 8 Hotels sind in exzellenten Zustand und ohne Schäden:
- Iberostar Varadero
- Iberostar Bellavista
- Meliá Las América
- Sol Palmero
- Memories Varadero
- Royalton Hicacos
- Ocean Vista Azul
- Barceló Arenas
Die folgenden fünf Hotels benötigen umfassendere Reparaturen und werden bis zum 15.11.2017 wiedereröffnet:
- Puntarena
- Playa Caleta
- Paradisus Varadero
- Ocean Patriarca
- Meliá Península
Bis zum 30. Oktober sollen die sichtbaren Schäden auf der Halbinsel behoben sein
Der Traumstrand von Varadero ist trotz des Unwetters in einem sehr guten Zustand.
Unweit von Varadero liegend, hat es die Industriestadt Matanzas ebenfalls stark getroffen. Schwer beschädigt ist das modernste und effizienteste Kraftwerk in Kuba. Die Innenstadt steht den Besuchern wieder offen, allerdings wird am Kraftwerk noch mehrere Wochen gearbeitet.
Havanna
Havanna hatte mit starken Orkanböen zu kämpfen. Wie 2005 bei Hurrikan Wilma kam es zu Sturmfluten, welche küstennahe Gebiete überschwemmten. Bis zu 7 Meter hohe Wellen überfluteten die berühmte Uferpromenade Malecon und die angrenzenden Häuserblocks. Der Tunnel unter der Bucht von Havanna lief ebenso voll wie der Tunnel unter dem Almendares Fluss. Sturm und Flutwellen beschädigten über 4000 Häuser.
Inzwischen sind die Tunnel wieder befahrbar. In weniger als zwei Wochen konnten die Tunnel ausgepumpt und die Technik repariert werden. Die Reparaturen am schwer beschädigten Malecon dauern noch an. Die von der Unesco ausgezeichnete Altstadt war weniger betroffen und kann ohne weiteres besucht werden.
Artemisa und Mayabeque
Die an die Hauptstadt angrenzenden Provinzen Artemisa und Mayabeque waren nur wenig vom Sturm betroffen und die touristischen Einrichtungen sind wieder ohne Einschränkung besuchbar.
Viñales-Tal, Pinar del Río und Isla de Juventud
Die Provinzen Pinar del Río und Isla de Juventud sind von Hurrikan Irma nicht betroffen. Für Urlauber gibt es hier keine Einschränkungen.
Gleiches gilt für das Viñales-Tal in der Provinz Pinar del Río, das von vielen deutschen Touristen besucht wird.
Rundreisen
Rundreisen von Holguín in den Osten der Insel sind ohne weiteres möglich. Wer auch nach Baracoa will, nutzt am Besten die Verbindung über Guantánamo.
Die beliebten Rundreisen im Westen der Insel sind ebenfalls gut durchführbar. Die häufigen Ziele Viñales, Playa de Girón Cienfuegos und Trinidad sind vom Sturm nicht betroffen. In Sancti Spíritus, Santa Clara und Havanna sind die Innenstädte bereits beräumt und können wieder besichtigt werden. Auch einem Aufenthalt in Varadero steht nichts im Wege.
In den zentralen Provinzen können die Hauptstädte mit ihren historischen Stadtzentren problemlos besucht werden. Die meisten sichtbaren Schäden beseitigte die Bevölkerung in großen Aufräumaktionen. Von einem Strandausflug auf die nördlichen Cayos ist bis Anfang November abzuraten. Alternativen findet ihr an den nicht betroffen Stränden der Südküste oder in Varadero bzw. in Guardalavaca.
Allgemeine Verhältnisse
Starke Hurrikans sind im September keine Seltenheit. Kuba als größte Insel der Karibik ist oft betroffen. Trotz hoher Schäden war Kuba gut auf die Situation vorbereitet. Hurrikan erprobt, begannen die Aufräumarbeiten noch während der Sturm in anderen Landesteilen wütete.
Die Hauptstraßen waren wenige Tage nach dem Sturm geräumt und durchgängig befahrbar.
Es kommt vereinzelt zu Stromausfällen. Hier sind die schweren Schäden am Leitungsnetz und die notwendige Reparatur des modernsten Kraftwerkes von Kuba bemerkbar. Die vorsorglich abgebauten Solarkraftwerke gehen jetzt erst nach und nach wieder ans Netz. Mit Hochdruck wird an der Schadensbeseitigung gearbeitet und bis Mitte November soll wieder eine normale Versorgung gewährleistet sein.
Die meisten sichtbaren Schäden sind beseitigt. Zwei Wochen nach dem verheerenden Sturm stehen bereits die Reparaturen und der Wiederaufbau im Vordergrund.
Wollt ihr Orte abseits der üblichen Touristenziele besuchen? Empfehle ich euch, dass ihr euch vor Ort über die aktuelle Situation informiert.
Die hohen Kosten aufgrund des Hurrikans werden die positiven wirtschaftliche Entwicklungen der letzten Jahre dämpfen. Die Ernteeinbußen in der Landwirtschaft sind rießig.
Nach dem Wirbelsturm droht Kuba jetzt eine Touristenflaute. Die Ankunftszahlen liegen dezeit bei 25% des Vorjahres.
Hohe Stornierungen und Umbuchungen führen derzeit zu niedrigen Preisen für Flüge nach Kuba. Vor Ort findet ihr auch günstige private Unterkünfte. Ich kann euch daher nur empfehlen, eure Reise nicht abzusagen. Im Gegenteil: Wolltet ihr schon immer einmal nach Kuba, ist jetzt eine gute und preisgünstige Gelegenheit.
Hier findet ihr meine Tipps für eine entspannte Reise nach Kuba.
Hallo, in dem Artikel über Varadero steht, daß noch 5 Hotels geschlossen sind, weil umfassende Reparaturen durchgeführt werden müssen. Nun habe wir Zimmer im Hotel Ocean Patriarca gebucht. Ist es richtig, dass das Hotel erst wieder 15.11.2018 geöffnet werden soll, oder ist da nur ein Schreibfehler enthalten? Das wäre ja noch fast ein Jahr hin.
MfG
A. Gayer
Hallo Antje,
vielen Dank für den Hinweis. Das Datum ist der 15.11.2017. Die Hotels sind inzwischen wieder offen.
Mit freundlichen Grüßen
Roland
Meine Tochter ist jetzt da aber meldet sich nicht! ? Was ist denn das für ein Scheiß Internet! ! 1
Hallo Frank,
bis wenige Ausnahmen haben die deutschen Anbieter keine Roamingverträge mit Kuba. Datenroaming funktioniert daher nicht. Du kannst deiner Tochter eine normale SMS schicken. Das verursacht nur wenige kosten. Ansonsten kann deine Tochter die zugänglichen W-Lan Hotspots nutzen. Diese funktionieren inzwischen ganz gut.
Viele Grüße
Roland